Kennst du das, wenn dein Yogalehrer ganz dogmatisch sagt: „Es gibt kein Ziel beim Yoga. Der Weg ist das Ziel!“?
Und kennst du das, wenn derselbe Yogalehrer beim nächsten Mal seinen Schwerpunkt für die nächsten Wochen ankündigt: Wir arbeiten jetzt mal die nächsten Stunden Richtung Kopfstand.
Wie genau es viele Yogis mit der Idee, es gäbe kein Ziel im Yoga nehmen, zeigt sich an der Flut von Youtube Tutorials, in denen gezeigt werden soll, wie man die oder die Asana in X Wochen schafft.
Ich lasse das mal dahingestellt. Ob es jetzt im Yoga ein Ziel geben sollte oder nicht, ist letztlich die Entscheidung von jedem selber.
Neben meiner Tätigkeit als Yogalehrer, mache ich Musik. Immer wieder fällt mir dabei auf, dass das Musik machen irgendwie sowas „ganz anderes“ ist. Was ist dieses „andere“? Ich glaube es ist die Tatsache, dass es in der Musik nichts gibt, wo es anzukommen gilt. Musik ist im Wesentlichen spielerisch. Ich mache Musik der Musik wegen. Dabei habe ich nicht den letzten Akkord im Visier, sondern erfreue mich am Prozess des Musikmachens an sich.
Es ist wie beim Tanzen. Ein Tänzer zielt ja nicht darauf ab, am Ende des Tanzes an einem bestimmten Punkt im Raum anzukommen. Der ganze Sinn des Tanzens ist das Tanzen an sich.
Die Existenz an sich, also das Universum ist im Grunde auch einzig und allein spielerisch. Es ist einfach da und muss nirgendwo ankommen.
Warum aber haben viele im Yoga ehrgeizige Ziele? Ich glaube das liegt in der Art und Weise, dass wir unser gesamtes Leben als Reise verstehen. Und eine Reise hat ein Ziel. Also: Wir kommen auf die Welt, irgendwann in den Kindergarten. Wenn wir den „geschafft“ haben müssen wir in die Schule. Da gibt es Noten. Wir brauchen bestimmte Noten, damit wir jenes studieren können und jenes Diplom erreichen. Dann gehen wir einer Arbeit nach, damit wir irgendwann besser leben können und uns dies und jenes endlich leisten können. Letztendlich wollen wir auch gut auf die Rente vorbereitet sein. Denn dann ist man ja endlich angekommen. Wirklich?
Viele sind irgendwo auf diesem „Weg“ völlig erschöpft und merken, dass sie nie wirklich angekommen sind. Wer diesen Moment wahrnimmt und sich von außen beobachten kann merkt dann oft: Moment, das Sein ist keine Reise. Es steckt schon im Wort an sich: „SEIN“.
Wenn dieses SEIN irgendwas ist, dann Musik oder Tanz. Unsere ganze Existenz ist ein musikalisches, spielerisches Ding. Daher sollten wir singen, musizieren und tanzen, solange die Musik spielt…